Medizinische Aspekte des Lachens
„Als zwanghaftes Lachen oder als Lachkrampf kann das Lachen außerdem im Zusammenhang mit psychischen Störungen oder nervösen Erkrankungen stehen. In der Medizin wird Lachen oder Heiterkeit als Therapieunterstützung eingesetzt, was im Volksmund in der Redewendung „Lachen ist gesund“ zum Ausdruck kommt. Aus sozialpsychologischer Sicht ist exzessives Lachen geradezu ein Sieg des Körpers über die Macht des sonst dominierenden Verstandes. Als Indiz hierfür dient die Beobachtung, dass in einer heiteren Gruppe das Lachen eine Eigendynamik gewinnt, die resistent ist gegenüber vernünftigen Überlegungen.
Den Heilungsprozess mancher Krankheiten kann man durch Lachen fördern. Hierbei macht man sich das mit dem Lachen verbundene gesteigerte Wohlbefinden zunutze, das zum Abbau von Stress und somit zu einer Verbesserung des Allgemeinzustands eines Patienten beiträgt. Speziell auf Kinderstationen werden gute Erfahrungen mit regelmäßigen Auftritten von Klinikclowns gemacht.
Es gibt spezielle Therapien, die Krankheiten mit Lachen zu bekämpfen versuchen. Durch die Ausschüttung von Hormonenwird das Immunsystem gestärkt und dadurch auch Krankheiten vorgebeugt. Man nimmt zum Beispiel an, dass der Körper beim Lachen Endorphine aktiviert und dadurch euphorisierende Wirkungen auslöst, die denen vergleichbar sind, die ein Langstreckenläufer erlebt. Beim Lachen werden Herz-Kreislaufsystem, Zwerchfell, Stimmbänder, Gesichts- und Bauchmuskeln stark angeregt, was unter anderem zu erhöhtem Blutdruck, Anstieg des Sauerstoffgehalts im Blut und zu einer Art innerer Massage des Unterbauchbereichs führt. Die damit verbundene körperliche Anstrengung kann bei Personen, die sonst wenig lachen, ohne weiteres zu Schmerzen in den beanspruchten Muskelbereichen führen. Diese Symptome weichen jedoch bei länger anhaltendem Lachen (etwa fünf bis acht Minuten) einem Gefühl der Entspannung und Entkrampfung, auf dem unter anderem der therapeutische Effekt des Lachens beruht.
Physiognomischer Ablauf
Das Lachen (Risus) ist eine besondere Atmungsbewegung, bei der die Ausatmung in mehreren schnell hintereinander folgenden Stößen unter mehr oder weniger starkem Schall ausgeführt wird. Die Einatmung geschieht dagegen meist in einem kontinuierlichen, etwas beschleunigten und tiefen Zug. Diese Atmungsbewegung ist jedoch beim Lachen stets mit einer Zusammenziehung der mimischen Gesichtsmuskeln verbunden, was im Wesentlichen auf eine Verbreiterung der Mundspalte und Hebung der Mundwinkel hinausläuft. Überschreitet dieses Muskelspiel ein bestimmtes Maß, so entsteht anstatt des Lachens ein Grinsen. Findet es dagegen in geringerem Grad statt, so bezeichnet man es als Lächeln, bei dem die gestoßene Ausatmung auch fehlen oder auf ein Minimum reduziert sein kann.
Anatomie
Wenn ein Mensch lacht, werden innerhalb der Gesichtsregion 17 und am ganzen Körper sogar 80 Muskeln betätigt. Die Augenbrauen heben sich, die Nasenlöcher weiten sich, der Jochbeinmuskel zieht die Mundwinkel nach oben, die Augen verengen sich zu Schlitzen, der Atem geht schneller, die Luft schießt mit bis zu 100 km/h durch die Lungen, die Stimmbänder werden in Schwingung versetzt. Der Schall männlichen Gelächters hat mindestens 280 Schwingungen pro Sekunde, der des weiblichen sogar 500. Das Zwerchfell bewegt sich rhythmisch. Im Gegensatz zu den angespannten Muskeln erschlaffen die Muskeln in der Beinregion – wir kippen vor Lachen nach vorne. Auch die Blasenmuskulatur entspannt sich, daher die Redensart „sich vor Lachen in die Hose pinkeln“.
Lunge und Herz
Lachen stärkt zudem die Funktion der Lungen. Durch die schnelle Atmung transportiert die Lunge drei- bis viermal so viel Sauerstoff wie normal. Der Puls rast, die Durchblutung wird angeregt und fördert die Verbrennung von Cholesterin. Danach nimmt die zuvor gestiegene Herzfrequenz ab und der Blutdruck sinkt anhaltend. Herzhaftes Lachen kräftigt auch das Herz-Kreislauf-System. 20 Sekunden Lachen entspricht etwa der körperlichen Leistung von drei Minuten schnellem Rudern. Zudem wird die Herzinfarktgefahr durch häufiges Lachen halbiert.
Immunsystem
Nach ein paar Lachanfällen sind im Blut mehr Abwehrstoffe als sonst erkennbar. So etwa die Killerzellen: Sie stürzen sich auf Viren, so wird man bei einer Erkältung schneller wieder gesund. Killerzellen können auch Tumor- also Krebszellen vernichten. Auch Immunglobuline und verschiedene Zytokine werden gemessen. Immunglobuline sind Eiweißkörper und haben eine große Bedeutung in der körpereigenen Immunabwehr. Sie befinden sich im Mundraum, gelangen aus dem Blut in den Speichel – der auch zunimmt – und leisten dort Widerstand gegen Viren und Bakterien. Somit helfen sie zum Beispiel, Infektionen bei Verletzungen zu verhindern. Manche der Immunglobulin-Effekte halten nach dem Lachanfall stundenlang an. Stress und Traurigkeit senken dagegen die Anzahl der Immunglobuline. Auch Zytokine – Bestandteile der weißen Blutkörperchen – sind nach einer Humoraktion vermehrt auffindbar und für ähnliche Abwehrfunktionen verantwortlich.
Stoffwechsel
Die Zahl der Stresshormone im Blut – Adrenalin und Cortisol – nimmt ab. Glückshormone, so genannte Endorphine, hingegen werden ausgeschieden, Entspannung setzt ein. Auch die Verdauung wird angeregt. Der Stoffwechsel wird somit positiv beeinflusst.
Schmerzverringerung
Sogar die Schmerzempfindung wird verringert. Selbst gegen Verstopfung, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen soll Lachen helfen. Studien der Gelotologie ergaben, dass Schmerzpatienten nach nur wenigen Minuten Lachen eine Erleichterung erfahren, die mehrere Stunden anhalten kann. Dies geschieht auch durch körpereigene entzündungshemmende Stoffe, die vermehrt produziert werden.
Lachtränen
Da Tränen durch emotionale Situationen und psychische Ausnahmezustände erzeugt werden, stimuliert genau wie bei Schmerz und Trauer auch die Freude das vegetative Nervensystem. Die Tränendrüse wird aktiviert und gibt ihre Flüssigkeit ab. Die genaue Ursache ist noch nicht ausreichend erforscht. Wissenschaftler nehmen aber an, dass der Mensch unbewusst Tränen verliert, um anderen den Gemütszustand anzuzeigen.
Nebenwirkungen
Neben den vielen positiven Effekten kann Lachen in besonderen Umständen aber auch negative Effekte auf unseren Körper haben.[3] So wurde von 1927 sogar von einem Todesfall durch Lachen berichtet, da ein Patient bei einem Lachanfall einen Herzmuskelriss erlitt. Häufigere Nebenwirkungen von Lachen sind das Einatmen von im Mund befindlichen Gegenständen und Kopfschmerzen. Während des Lachens kann es auch zu Stressinkontinenz, Hernien und Blutergüssen (Hämatom) im geraden Bauchmuskel kommen. Lachen kann auch eine plötzliche Bewusstlosigkeit (Synkope) und plötzliche Muskelschwäche (Kataplexie) auslösen. In der Lunge kann es zu einem Pneumothorax oder einem interlobulären Emphysem kommen. Bei Menschen mit Long QT-Syndrom oder anderen Herzrhythmusstörungen können durch Lachen auch tödliche Torsade de pointes ausgelöst werden.
Lachen erhöht die Gesundheit. Nur bei Störungen mit unkontrollierbaren Lachanfällen ist Vorsicht geboten.“
Quelle : https://de.wikipedia.org/wiki/Lachen