Schwarzer Humor
Als schwarzer Humor wird Humor bezeichnet, der Verbrechen, Krankheit, Todund ähnliche Themen, für die gewöhnlich eine Abhandlung in ernster Form erwartet wird, in satirischer oder bewusst verharmlosender Weise verwendet. Oft bezieht er sich auf Zeitthemen. Schwarzer Humor bedient sich häufig paradoxerStilfiguren. Nicht selten löst er Kontroversen aus darüber, ob man sich über die genannten Dinge lustig machen dürfe und wo die Grenzen des guten Geschmackslägen; besonders ist dies der Fall, wenn religiöse und sexuelle Themen und tragische Ereignisse zum Gegenstand genommen werden. In der darstellenden Kunst nennt man auf schwarzen Humor setzende Werke schwarze Komödien.
Der Begriff wurde durch den Surrealisten André Breton erstmals 1940 in seiner Schrift Anthologie de l’humour noir näher umrissen, wird jedoch seit den 1960er Jahren zum Teil deutlich anders verstanden, indem Kennzeichen der Desillusionund des Nihilismus hinzutraten. In dem Vorwort seines Werkes nennt Breton unter anderem Quellen von Freud und Hegel, die seiner Meinung nach in die Begriffsentwicklung eingeflossen sind.[1] Ursprünge des ‚schwarzen Humors‘ sah Breton in seiner Anthologie bei einigen Werken des irischen Satirikers Jonathan Swift wie Directions to Servants, A Modest Proposal, A Meditation on a Broom-Stick und einige seiner Aphorismen.[2]
In den öffentlichen Gebrauch kam der Begriff erst in den 1960er Jahren insbesondere im angloamerikanischen Raum(‚black humour‘) durch die Rezeption von Schriftstellern wie Nathanael West, Vladimir Nabokov und Joseph Heller. So gilt Catch-22 (1961) als ein bekanntes Beispiel dieser Stilart, in dem die Absurdität des Militarismus im Zweiten Weltkriegsatirisch überspitzt wurde. Weitere Beispiele sind Kurt Vonnegut, Slaughterhouse Five (1969), Thomas Pynchon, V. (1963) und Gravity’s Rainbow (1973), sowie im Film Stanley Kubrick’s Dr. Strangelove (1964) und im Absurden Theaterinsbesondere bei Eugène Ionesco zu finden.[3]
Der Begriff black comedy (engl. „schwarze Komödie“), der in der englischen Sprache schon für einige Stücke Shakespeares angewandt wurde, weist sich nach dem Lexikon der Filmbegriffe der Christian-Albrechts-Universität zu Kielals Komödientyp durch „manchmal sarkastischen, absurden und morbiden ‚schwarzen‘ Humor“ aus, der sich sowohl auf „ernste oder tabuisierte Themen wie Krankheit, Behinderung, Tod, Krieg, Verbrechen“ wie auch auf „für sakrosankt gehaltene Dinge“ richten kann und dabei „auch vor politischen Unkorrektheiten, derben Späßen, sexuellen und skatologischen Anzüglichkeiten nicht zurückschreckt.“ Dabei stehe „hinter der Fassade zynischer Grenzüberschreitungen“ häufig ein „aufrichtiges Anliegen, falsche Hierarchien, Konventionen und Verlogenheiten innerhalb einer Gesellschaft mit den Mitteln filmischer Satire zu entlarven.“ Als filmische Beispiele werden angeführt: Robert Altmans M*A*S*H (USA 1970), Mike Nichols’ Catch-22 (USA 1970, nach Joseph Heller) sowie in der Postmoderne Quentin Tarantinos Pulp Fiction (USA 1994) und Lars von Triers Idioterne (Dänemark 1998).[4]